Die Yang-Familie und Lehrerausbildung in
Deutschland
Warum besteht eine so große Unsicherheit in puncto Yang-Familie? Selbst
auf die einfachsten Fragen bekommt man konträre Antworten - und das selbst
von Experten, die ja sicher die Hintergründe kennen. Soll hier etwas geheim
bleiben? Wem kann an solcher
Intransparenz gelegen sein - und wo liegt die Wahrheit?
Eigentlich sollte Wissensmangel jedem Lehrenden peinlich sein - gerade in
der westlichen, "tabu-losen" Erwachsenenbildung mit ihren aufklärerischen
Zielsetzungen und der wissenschaftlichen Orientierung. Doch im
"Yang-Family-Tai-Chi-Land" gilt ein viel enger gefaßtes Berufsbild mit
zahlreichen grundlegenden Defiziten, die zudem noch komplex miteinander
verwoben sind.
Doch davon ist in der "heilen Welt der International Association" wenig
zu spüren. Stattdessen werden Stammbäume gezeichnet, nebensächliche Namen
wie Yang Daofang herausgestellt und Begriffe wie "Traditionell" ohne
Überprüfung nachgeplappert. "Gefühlte Fakten" sind offenbar Trumpf.
Für die Lehrerausbildung hierzulande könnte ein solches "Mangel-Syndrom"
negative Auswirkungen haben und übergreifend der Reputation des Yang-Stils
insgesamt schaden. Man stelle sich einmal vor, es gäbe ausschließlich
Lehrende mit diesem "geschlossenen Weltbild"(!).
Die Familie Yang und Erwachsenenbildung
Keynote-Abstract von DTB-Geschäftsführer Dr. Langhoff:
Durch die Jahrzehnte meines Lehrens und Lernens
werde ich immer wieder mit Erwartungen konfrontiert,
die andere an mich stellen. Dazu gehören neben
Institutionen hauptsächlich Lehrer, Schüler und
solche, die sich bei mir informieren wollen.
Natürlich kann ich nur einen Teil der Erwartungen
erfüllen - viele scheinen mir auch eher aus einem
Wunschdenken zu resultieren.
Lehrende aus dem Umfeld von
Organisationen der Yang-Familie werden bisweilen ärgerlich, dass ich
an ihren naiven Kaiserspielen nicht teilnehme sondern
kritisiere und recherchiere. Offen gestanden war mir
ihre Abneigung gegen Forschung und Faktencheck
früher ausgesprochen peinlich, aber heute
klassifiziere ich sie als esoterische
"Glaubensgemeinschaft der gefühlten Fakten", gegen
die Argumente nicht durchdringen.
Damit kann ich gut
leben - was mich dabei stark beunruhigt, sind aber
die Fälle, in denen sie ihre Ausbildungungen im
Rahmen westlicher Erwachsenenbildung anbieten und
dadurch deren Standards unterminieren.
Artikel "Yang-Chengfu-Center-Syndrom"
Dem DTB ist die Qualität seiner Ausbilder sehr wichtig. Durch
spezielle Fortbildungen sind sie in der Lage, die Defizite
"geschlossener Weltbilder" in der Familie Yang schnell zu erkennen und
zu beschreiben. Der DTB-Hauptgedanke lautet im Grundsatz: Yang Zhenduo
und Yang Jun setzten bereits bei der IA-Gründung auf "das falsche Pferd"
- sie proklamierten einen "vierfachen Mythos", der sozusagen die
"IA-DNA" bilden sollte. Dies waren damals 1. "Mythos Yang Chengfu", 2.
"Mythos Traditional Tai Chi", 3. "Mythos ONE Family" und 4. "Mythos
Einzigartige Prinzipien". Doch all diese Werbestrategien sind im Lichte
wissenschaftlicher Forschung längst verblasst - und damit auch
Expertise, Autorität und Glaubwürdigkeit der Meister. Eine an den Fakten
ausgerichtete Neu-Orientierung wäre dringend nötig, doch leider ist kein
Ansatz von Reformen erkennbar.
Die Yang-Familie - sechs Generationen seit Yang
Luchan
Die Chronik der Familie Yang beginnt mit Yang Luchan
(s. Stammbaum-Skizze von Yang Jun). Dieser auch als Yang Fukui bezeichnete
Kampfkünstler hatte zusammen mit Wu Yuxiang eine Kampfkunst entwickelt, die
zunächst Taijiquan genannte wurde und sich später in mehrere Stilarten
aufteilte - zunächst demäß den Gründer-Familien in Yang-Taijiquan und
Wu-Taijiquan. Die zugrundeliegende Philosophie der sich ergänzenden Krafte
Yin und Yang findet sich in den sogenannten "Salzladen-Manuskripten
(Saltshop-Manuals) der Wu-Familie (s. die
Tai Chi Prinzipien. Die Rolle der Chen-Familie wird unten behandelt
- interessant ist , dass es über viele Generationen offenbar keinen Kontakt
mehr mit Chenjiagou gab, wo Yang Luchan angeblich gelernt hatte.
Die Yang-Familie, "Qi" und "Nairiki"
Diese "Innere Kampfkunst" Tai Chi Chuan beruht auf "Qi", der Inneren
Kraft sowie dem "Jin" bei seiner Anwendung. Doch aufgrund der zunächst
geheimen Weitergabe ist durch die sechs Generationen viel von dem
ursprünglichen Familien-Wissen verloren gegangen. Zugenommen hat seit Yang
Chengfu jedoch der kommerzielle Aspekt und die Gesundheitsförderung. Das
Verlorene Wissen könnte sich jedoch in der japanischen Jujutsu-Stilart
Shindo Yoshin Ryu Jujutsu mit ihren Übungsformen des "Nairiki
(jap. Innere Kraft)". Sie stammen aus China und wurden in Japan
glücklicherweise weitgehend unverändert tradiert. Quelle:
Nairiki.
Die Yang-Familie und das Yang-Stil-Tai-Chi-Chuan
Allen Beteuerungen zum Trotz ist selbst für den Laien ersichtlich, dass
unterschiedliche Verbände der Familie Yang so gegensätzliche Standpunkte
vertreten, dass man denken könnte, es handele sich gar nicht um ein und
dieselbe Familie. Doch dies ist nur ein Mängel unter vielen - und es findet
sich zunehmend mehr Information dazu. Es ist bedauerlich, dass sie so wenig
in der Lehrerfortbildung genutzt wird.
Dabei ist ohnehin über die Generationen immens viel Wissen ist schon verloren gegangen - und noch verfügbares Wissen
wird bei solchen "geschlossenen Denkgebäuden" nicht weiter tradiert. Ich vermag nicht
zu erkennen, wie in solchen eng gefassten Rahmen noch gefestigte
Persönlichkeiten erwachsen sollten.
Eigentlich hat das Taijiquan der Familie Yang dem Westler viel zu bieten für
Gesundheit und die persönliche Weiterentwicklung. Hinderlich dabei ist
allerdings die östliche Weltsicht prominenter Familienmitglieder. Typisch
dafür ist u. a. ihre bekannte "Abschottung gegen bedrohlichen Faktencheck"
sowie das Einfordern von Loyalität und Gehorsam.
Yang-Familie und
Tai Chi Chuan - Rezensionen
Vieles aus dem Leben der früheren Generationen der Familie Yang ist heutzutage nicht
mehr
genau zu belegen. Die gängigen, allerorts verbreiteten Legenden und Mythen halten
wissenschaftlichen Ansprüchen nicht stand. So stammen
gravierende Fehl-Urteile bereits aus den klassischen Schriften. Dies
zu korrigieren wäre eigentlich vornehmlichste Aufgabe der Familie
und ihrer engen Schüler. Doch deren esoterisch-traditionellen
Einstellungen sind dafür nicht geeignet. Kritik an der Familie oder
ihrem Umfeld sollte daher nicht auf wissenschaftlicher Ebene
erfolgen, sondern auf der Einordnung von quasi-religiösen
Gruppierungen.
Unterschiedlichste Interessengruppen beanspruchen jeweils eine enge
Beziehung zur
Familie Yang aus der Provinz Yongnian für sich - oft gepaart mit
einem peinlichen Alleinvertretungsanspruch bzw. einer
Deutungshoheit. Zudem steht die Yang-Familie weltweit in der Kritik.
Heute gibt es zwei rivalisierende Clans, die die Linienhalterschaft
für sich beanspruchen. Diese Auseinanderentwicklung begann bereits
vor längerer Zeit und vieles ist nicht öffentlich bekannt. Den
besten Überblick geben sicher die Multimedia-Rezensionen des
Deutschen Taichi-Bundes - Dachverband für Taichi und Qigong e. V.
(DTB). Geschäftsführer Dr. Stephan Langhoff fasst hier das
Wichtigste zusammen. Quelle:
Yang
Familie.
Exkurs Yang Daofang
Die Seattle-Fraktion der Yang-Familie (Yang Zhenduo,
Yang Jun) stellt die Mission ihrer "International Association" nach innen
wie nach außen gern als "Hilfe für die Menschheit" dar. Welche Rolle spielt
der überall erwähnte Yang Daofang? Ist der "Yang-Daofang-Effekt" nicht eher
ein "Yang-Daofang-Defekt"? Quelle: Gutachten
Yang Daofang Yang Jun.
Yang Daofang ist ein Sohn von Yang Zhenduo. Warum der
Meister damit wirbt, sein Gesamt-Wissen an die Folge-Generation - also seine
Söhne - weitergegeben zu haben, wird er am besten selbst wissen. Doch was
soll daran stimmen? Wo wäre "Meister Yang Daofang" je in Erscheinung
getreten? Wo unterrichten seine Schüler? Die Liste solcher Fragen könnte man
endlos weiterführen ...
Doch immer mehr offene Lehrer suchen nach mehr
Transparenz und Forschungsergebnissen, um die Yang-Family-Lineage besser zu
verstehen und ihren Schülern besser erklären zu können. Im Zeitalter von
"post-Truth" und "Mob-Rule" der Social-Media allerdings ein dorniger Weg.
Siehe den Artikel Yang
Jun / Yang Daofang.
Als Fazit neuerer Recherchen von Dr. Langhoff (Yang
Dao Fang) kann man festhalten: Das
öffentliche Bild, dass der Yang-Zhenduo-Clan von der Gesamt-Familie zu
zeichnen versucht, gleicht der "Quadratur des Kreises". Angeblich soll das
gesamte Wissen von Yang Luchan über jede Generation für die Nachwelt
erhalten worden sein und heute als "traditionelles Familien-Tai-Chi" jedem
Interessierten zur Verfügung stehen. Doch wie passt dann Yang Daofang in
dieses Wunschbild? Und: Es muss doch davon unabhängig jedem klar sein, dass
eine Kampfkunst niemals unverändert an die Folge-Generation übertragen
werden kann! Yang Daofang.
Exkurs Wei-Wu-Wei
Ich bezweifle, dass der Yang-Stil in seiner
gegenwärtigen Ausprägung und Richtung für Wu Wei
geeignet ist. Empfehlenswerter scheint mir als Grundlage die Vorstellung von
Innerer Kraft "Qi" wie sie in der japanischen Shindo-Yoshin-Ryu-Methodik der
"Nairiki-Kata" erhalten geblieben ist. Diese stammen ursprünglich aus der
chinesischen Kampfkunst. Der Grundgedanke ist die optimal-perfekte
Ausrichtung des Körpers zur Schwerkraft der Erde und die entsprechende
Struktur. Zu dieser Balance-Übung kommt das Training der geistig-emotionalen
Ausgeglichenheit hinzu. Das Schlüssel-Erlebnis auf beiden Ebenen der
"körperlich-geistigen Unvoreingenommenheit" ist "Sung (Loslassen)". Die
damit verbundenen Schwierigkeiten immer wieder anzugehen und schließlich zu
überwinden ist das langfristige Ziel.
Yang-Familie und Tai Chi Chuan - keine
Alleinstellungsmerkmale
Es
gibt gewichtige Hinweise darauf, dass es im Taijiquan der Yang-Familie keinerlei "Alleinstellungsmerkmale"
gibt - auch wenn dies
von interessierter Seite bis heute behauptet wird. Die angeblichen
Taiji-Prinzipien
"Weichheit besiegt Härte", "entspannte Ausgerichtetheit" und "Gedankenkraft statt Körperkraft" gibt
es u. a. im Aikido, Judo und Jujutsu. In der Jujutsu-Stilrichtung
Shindo Yoshin Ryu werden seit Jahrhunderten vergleichbare Übungen für Innere Kraft
(NAIRIKI KATA)
überliefert. Sie gelangten schon lange vor
Yang Luchan von China nach Japan.
Yang-Familie und
Tai Chi Chuan - Veränderungen
Das Tai Chi der Yang-Familie hat sich seit dem Gründer Yang Luchan
durch die Generationen ständig verändert. Es ist charakterisiert
durch Bewegungen, die Kraft mit Sanftheit kombinieren. Entspannung,
gleichförmige Geschwindigkeit, Natürlichkeit und Flexiibilität sind
zentrale Merkmale. Entscheidend für die Qualität ist weiterhin die
Körper-Geist-Verbindung, d. h. das Bewußtsein synchronisiert den
Bewegungsfluss. Beeinflusst wurde der Yang-Stil nicht nur durch die
Familienmitglieder sondern auch durch ihre Schüler und durch Meister
anderer Stile wie Chen-Stil und Wu-Stil. Allerdings war der Kontakt
und der Austausch mit der Chen-Familie aus Chenjiagou lange Zeit
unterbrochen und wurde erst in jüngster Zeit durch Yang Juns "Tai
Chi Symposien" wieder intensiviert.
Yang-Familie - Familien-Soziogramme beantworten Fragen
Die Beziehungen zwischen der Chen-Familie und der Yang-Familie
werden komplexer, wenn man die Wu-Familie miteinbezieht. Was hat
jede der Familien beigesteuert? Was war wirklich neu? Was hat sich
daraus über die Generationen ergeben? Ist ein einheitliches
Kampfkunst-System entstanden? Solche und andere Fragen werden in der
Forschung u. a. mit Soziogrammen veranschaulicht. Korrekturen der
Überlieferungen sind so leichter möglich. Soziogramme der auf Yang
Luchan folgenden Generationen der Yang-Family komplettieren den
heutigen Stand der Forschung
Yang-Familie und
Tai Chi Chuan - Hauptaspekte
Im Tai Chi Chuan (Taijiquan) der Yang-Familie spricht man zu recht von den drei Haupt-Aspekten Meditation, Kampfkunst und Gesundheit.
Es soll im Wudang-Gebirge entstanden sein, doch Belege dafür gibt es nicht.
Die "Klassischen Schriften" betonen die Nähe zum Taoismus und zur
Yin-Yang-Philosophie.
Yang-Familie und
Tai Chi Chuan - Esoterik
Taiji-Meister kann man generell der Esoterik zurechnen. Gleiches gilt für
Qigong-Meister. Immer wieder gab es in der Historie Sekten und Sektierertum. Im "chinesischen Schattenboxen" suchen
viele Adepten eine Art "Geborgenheit" und "Innere Stabilität, die
ihnen hilft, allen Widrigkeiten gewappneter, lebensfähiger und lebendiger zu begegnen.
Doch sich auf eine solche Sehnsucht nach "Allmacht" und "Unbesiegbarkeit" zu
fokussieren entspräche nicht dem Wesen des Dao, des Weges weg vom Ego hin
zum Loslassen des Ichs. Sie weist als "neue Religiosität" eher Sekten-Nähe
auf. Dies wird belegt mit Multimedia-Dossiers über die
Yang Chengfu Tai
Chi Center.
"Entschärfte Schlagzeilen"
Überraschend: Bei der Yang-Jun-Seminar-Werbung fehlen die sonst
üblichen Hinweise auf "Linienhalterschaft", "Traditional
Taijiquan", die "Einheit der Yang-Family" und auf "Yang Chengfu
Center". Das würde ja genau den DTB-Empfehlungen entsprechen! Wie
das - rudert man bereits zurück? Höchstens einzelne Kursleiter aber
dies ist kein genereller Trend. Eher könnte es sein, dass
Werbeplattformen Rücksichten nehmen auf Mitbewerber und deren
Weltanschauungen und nur "entschärfte Schlagzeilen" zulassen, um
andere Werbepartner nicht zu verärgern. Eine "solche Art von
Zensur", die polarasierende Eigendarstellungen verbietet, deckt sich
indes nicht mit der DTB-Arbeitsweise, die ja eher auf Überzeugung
setzt als auf Druck. Gleichwohl ist eine solchermaßen auf die
Realität zurückgeführte Darstellung sehr zu begrüßen, wenngleich sie
die die "schöne heile Center-Welt" ins Mark trifft - und auch der
Großmeister Yang Jun darüber sicherlich nicht besonders amüsiert
sein dürfte. Quelle: Yang
Chengfu Tai Chi Hamburg .
Tai Chi Symposien
Die viel beschworene Harmonie zwischen den chinesischen
Familienstilen empfinden viele als vorgeschoben, denn hinter den
Kulissen sieht es offenbar ganz anders aus. Dies betrifft u. a. die
Rolle, die Yang Luchan zugeschrieben wird. Konkret, ob er in
Chenjiagou bereits Taijiquan lernte und dann anpasste oder ob er
nicht vielmehr die dort erlernte Chen-Kampfkunst mit Wu Yuxiang erst
zum Taijiquan weiter entwickelte. Siehe dazu auch Slogans der Tai
Chi Symposien 2009 und 2014 wie "All Taijiquan is ONE Family" und
"Learn directly from the Source". Die Botschaft kurz
zusammengefasst: Die offiziellen chinesischen Familienstile des
Taijiquan sind verbunden durch viele Gemeinsamkeiten bzgl. Historie,
Prinzipien und Merkmale (9). Gemeinsam beansprucht man, dass die neu
entwickelten Kurzformen "traditionell" seien.
Tai Chi Chuan - Innere Kampfkunst
Exkurs von Dr. Stephan Langhoff
Tai Chi Chuan als "Innere Kampfkunst" grenzt sich ab von sogenannten
"Äußeren Kampfkünsten", die angeblich keine "innere Kraft" einsetzen würden.
Doch dieses zentrale Dogma ist heute als Irrlehre und Vorurteil widerlegt.
Die Nairiki-Kata der japanischen Samurai nutzen Innere Kraft ebenso wie Judo
und Aikido.
Kampfkunst-Entwicklung bei Yang Luchan sollte man immer im größeren Zusammenhang mit seinen
Söhnen Yang Banhou und
Yang Chienhou betrachten. Seminarberichte: Yang Daofang, Yang Jun Seminare Kiel Berlin
Köln Siegen Yang-Familie Yang Daofang.
Für viele sicherlich die
spannendste Frage: War Yang Luchan nur der Gründer des Yang-Stils oder war er
etwa auch der Gründervater des Tai Chi Chuan überhaupt? Ich habe dazu drei
Thesen aufgestellt.
These 1: "Innere Kampfkünste" hatten sich bereits lange vor Yang Luchan entwickelt. Sie beruhten auf
"Internals", wie sie in den "Klassischen Schriften" tradiert sind.
Sie waren zudem schon früh nach Japan gelangt, wo sie
sich unverändert u. a. im Shindo Yoshin Ryu Jujutsu erhalten haben.
These 2: Die im Chen-Dorf (Chenjiagou) nachweislich tradierte Kampfkunst
beruhte nicht auf den "Internals", wie sie in den "Klassischen
Schriften" beschrieben sind. Sie war auch nicht taoistisch sondern buddhistisch geprägt, keine "weiche Innere Kampfkunst"
und folgte "gröberen" und "härteren" Prinzipien.
These 3: Yang Luchan erlernte die "Internals" zwar von Chen
Changxing in Chenjiagou, doch es war nicht die
Chen-Familientradition. Vielmehr hatte Chen Changxing die "Internals"
außerhalb seines Dorfes gelernt. Und zwar in einem Kloster im
Tang-Dorf zusammen mit den Li-Brüdern. Siehe dazu mein ZPP-Stundenbild
"Salzladen-Handbücher" (Salt Shop Manuals).
Meine Schlussfolgerung: Yang Luchan ist also nicht der
"Vater" oder "Erfinder" von "Innerer Kampfkunst"
Die Yang-Familie und die Überlieferung der Familientradition
Im
offiziellen Stammbaum der Yang-Famiie zählt Yang Luchan als 1. Generation und
Yang Jun als die 6. Generation. Er ist Linienhalter in der 5.
Generation, was verwirren kann. Der Grund ist, dass seine Eltern die
Familientradition nicht erlernten und er sein Wissen von seinem
Großvater Yang Zhenduo vermittelt bekam, der zur 4. Generation
gehört. Dennoch beharrt dieser Familienzweig darauf, dass ihr
traditionelles Wissen "von Generation zu Generation" weitergegeben
wurde. Andere Zweige des Familien-Clans vertreten kontroverse
Standpunkte und es herrscht beträchtlicher Zwist, der auch die
Schülerschaft miteinbezieht (s. dazu auch die im Tai-Chi-Magazine
berichteten Vorgänge um die Schülerschaft von Yang Shaohou nach
dessen Tode).
Enkel und Linienhalter Yang Jun über die
"Traditionelle Yang-Familienform" (Youtube-Clip 2016)
So hat er erst 25 Jahre nach dem Mantra des
"Traditonal Yang-Family-Taijiquan" kürzlich erstmalig in einem Interview
seine Definition der Bezeichnung vorgestellt (Quelle Youtube-Clip von
DECODE). Überraschend: Er benutzt als Kriterium ausgerechnet die
Taiji-Prinzipien, deren Zahl sein Urgroßvater reduziert hat und widerspricht
sich mit dieser "Erklärung" selbst. Zudem weicht er damit von der Erklärung
seines Großvaters ab, der die Prinzipien stets als das Kriterium für
richtiges und falsches Tai Chi benutzt hatte.
Meister Yang Luchan - Multimedia-Stundenbilder auf Facebook und
Youtube online
Durch
die neuen Stundenbilder für das "Salzladen-Handbuch" (Salt Shop Manual)
kann man noch deutlicher darstellen, dass die künstliche Einteilung in
"Innere" und "Äußere" Kampfkünste auf dem Zeitgeist früherer
Generationen beruhte. Die Wichtigkeit der Taiji-Klassiker ist auch
heutzutage noch sehr groß, da viele Meister gern daraus zitieren und die
Berechtigung ihres Lehr-Inhaltes mit den fehlerhaften Thesen sich
dadurch verewigt, wenn keine Aufklärung erfolgt Besonders bekannt
sind die Tai-Chi-Klassiker der Wu-Familie und der Yang-Familie. Auch für
diese wurden vom DTB audiovisuelle Stundenbilder gestaltet. Der Kurs-Inhalt kann
mit ihnen Stunde für Stunde genau, klar und übersichtlich strukturiert
dargestellt werden. Multimedia-Stundenbilder "Tai-Chi-Klassiker" sind
bereits im Youtube-Kanal und bei Facebook online (s. den AK Klassische Schriften des
Taijiquan).
Genealogie /
Stammbaum
/ Lineage und Form-Klassifizierung (Yang-Family-Tree)
Qigong-Tai-Chi-Ausbildung Hamburg
Viele Hamburger Praktizierende des Tai Chi (Taijiquan) und Qigong
kennen Dr. Stephan Langhoff (geb. 1949 in Lüneburg). Der promovierte
Philologe ist Gründungsmitglied des Tai Chi Zentrums Hamburg e. V.
und Geschäftsführer des Dt. Taichi-Bundes - Dachverband für Taichi
und Qigong e. V.. Es gelingt dem erfahrenen Praktiker spielend, alle
drei wesentlichen Aspekte des "chinesischen Schattenboxens" zu
kombinieren. Es sind dies die Bereiche Gesundheit, Kampfkunst und
Meditation. Grundlage seines Unterrichts ist sein ganzheitliches
Konzept des "Richigen Lernes und Lehrens", das weit über die Grenzen
deutschlands hinaus Standards gesetzt hat. Weiterlesen:
Qigong Tai Chi Ausbildung Hamburg.
Original-Artikel Dr. Langhoff:
Yang Luchan - Veränderer oder gar Gründer des Taijiquan ?
Gemeinhin wird gesagt, dass Yang Luchan der Gründer des
Yang-Stil-Taijiquan sei. Die Yang-Familie vertritt nach außen
offiziell die Linie, ihr berühmter Vorfahre habe das Taijiquan in Chenjiagou
von der Chen-Familie gelernt. Die Veränderungen hätte er
zusammen mit Wu Yuxiang vorgenommen, um die ausgeklügelten Kampfkunst-Techniken leichter erlernbar zu machen (5).
Über die wichtige Rolle seines Partners Wu Yuxiang wird in diesem
wichtigen Zusammenhang zumeist kein Wort verloren.
Doch im Gegensatz dazu gehen viele Forscher heute davon aus, dass Yang
Luchan (1799-1873) zusammen mit Wu Yuxiang (1813-1880) das Taijiquan
erst enwickelt habe und zwar auf Grundlage der von der Wu-Familie
ins Spiel gebrachten "Klassischen Schriften" (Saltshop-Manuals). Wichtig: Diese
"Tai-Chi-Klassiker" waren im
Chen-Dorf unbekannt - mehr noch: Es gab in Chenjiagou zu Zeiten Yang
Luchans keine zugrundeliegende schriftlich fixierte theoretische
Grundlage. Auch die Bezeichnung Taijiquan gab es dort nicht - sie
stammt offenbar von Wu Yuxiang.
Ohnehin wird bis heute von Experten der Chen-Stil gar nicht als
Taijquan oder als "Innere Kampfkunst" anerkannt. Die ursprüngliche
Chen-Kampfkunst hieß übrigens auch nicht Taijiquan sondern "Lange
Faust". Es ist eher belustigend, dass später die Chen-Familie einen
"Taiji-Klassiker" produzierte. Der Autor selbst gehörte zwar zur
Chen-Familie konnte jedoch kein Tai Chi (!)
Unabhängig davon ist jedoch unstrittig, dass die Effektivität der
neuen Kampfkunst "Baumwoll-Faust" oder "Klebende Faust" auf dem
Prinzip der Weichheit und Flexibilität beruhte. "Das Weiche besiegt
das Harte" ist seitdem ein bekannter Ausspruch vieler Meister.
Von "interessierter Seite",
namentlich von chinesischen Familien, wird
seitdem immer wieder die angebliche "Einzigartigkeit" dieser
"Inneren Kampfkunst" hervorgehoben - alle anderen Kampfkünste
basierten auf dem Shaolin und seien "externe Kampfkünste". Außerdem
seien sie zweitrangig, da sie nicht über "Innere Kraft" verfügten.
Yang-Familie - Nairiki Kata und Shindo Yoshin Ryu Jujutsu
Im größeren Zusammenhang mit den Nairiki Kata und dem Shindo Yoshin
Ryu Jujutsu ergeben sich natürlich zahlreiche weitere, übergeordnete
Sehweisen und Argumente.
Bekanntlich hatte bereits Yoshitoki Akyama die Vorteile des Prinzips
der Nachgiebigkeit für die Kampfkunst erkannt und in seine
Samurai-Kampfkunst Yoshin Ryu Jujutsu integriert. Ausschlaggebend waren seine
Beziehungen zur chinesischen Theorie und Praxis. Sein Vorbild war
bekanntlich die Weide, die nicht unter der Schneelast
zusammenbricht, sondern sie abgleiten läßt. Dies zeigt auch der Name
"Yoshin Ryu" oder deutsch "Weidenherz-Schule".
Die in den Nairiki No Gyo enthaltenen Prinzipien der Nachgiebigkeit
und Integrität kann man in
vielfacher Hinsicht mit Tai Chi Chuan vergleichen - beide betonen
Struktur, Verbundenheit, Elastizität, Entspannung, Balance u.v.a.m.
Somit gewinnt obige These 1 an Glaubwürdigkeit, dass solche
taoistisch geprägten Prinzipien schon früh verbreitet waren. Im
japanischen Bujutsu wurden aufgrund der inneren Einstellung der
"Koryu" Veränderungen der Überlieferung nicht oder nur ganz behutsam
vorgenommen. Man kann daher davon ausgehen, dass auch der Gründer
des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu, Katsunosuke Matsuoka die Nairiki ohne
große Änderungen bewahrt hat. Dazu sollen im Internet Studien
publiziert werden.
Dagegen wurde Yang Luchans Form, die er mit Wu Yuxiang entwickelt
hatte, in den Folge-Generationen immer wieder stark verändert und
an die geänderten Lebensumstände/ Lebensstile und Bedürfnisse der Menschen
angepasst. Seit Yang Chengfu spielen auch kommerzhielle Aspekte eine
immer größere Rolle. Angebliche "geheime Überlieferungen" erweisen
sich bei genauerem Hinschauen häufig als "heiße Luft" und
Wunschdenken.
Daraus kann man die spannende Theorie entwickeln, dass die Nairiki Kata
dem ursprünglichen Taijiquan viel näher sind als die heutigen
modifizierten Formen und das die wohlfeilen Slogans wie "von
Generation zu Generation - die "Tradition setzt sich fort"
bestenfalls nur die halbe Wahrheit sind. Man denke auch daran, dass der
Chan-Buddhismus sich im japanischen Zen reiner erhalten hat als im chinesischen
Ursprungsland.
Yang Zhenhe,
Yang Luchan, Original-Stil und die Yang-Familie
Der chinesische Taiji-Meister Yang Zhenhe unterrichtet eine, wie er
sagt, alte authentische Taiji-Form und stellt Bezüge zu Yang Luchan
her, die für viele nicht nachvollziehbar sind. Viele Taiji'ler
wissen auch nicht, dass Yang Zhenhe zudem Chen-Taiji gelernt hat und
gar nicht zur Yang-Familie des Yang Luchan gehört. Mehr zu der nicht
vorhandenen Verwandtschaft und dem "Alten Yang-Stil" folgen.
Traditionelles Tai Chi Chuan - Dichtung und Wahrheit
Angesichts der zunehmenden Zersplitterung von Schulen, Stilen und
Lehrern macht es durchaus Sinn, dass jeder seine Taiji-Variante
durch Zusatz-Bezeichnungen eindeutiger macht. Steigender
Konkurrenz-Druck führt darüberhinaus dazu, sich durch solche
Begriffe positiv abzusetzen von anderen Richtungen, Lineages und
Traditionen. Auch dem Laien sind heutzutage Versprechungen für den
Yang-Stil bekannt wie "Originales Tai Chi", "Klassisches Tai Chi",
"Authentisches Tai Chi" - und eben "Traditionelles Tai Chi Chuan /
Traditional Tai Chi Chuan ". Gerade im Lichte von historischen
sino-japanischen Forschungen können Irrglauben und Irrtümer besser
aufgearbeitet werden als in der engen esoterischen Sehweise, in der
Meister und ihre chinesischen Verbände Moralkodex und Gehorsam
einfordern. Weiterlesen:
Traditional Tai Chi
Exkurs: Ausländische Verbände
Der Deutsche Taichi-Bund - Dachverband für Taichi und Qigong e.
V. (DTB) plädiert für klare Unterscheidungen. Die "harmonisch-heile
Welt" der Yang Chengfu Center und ihre Schulen (Affliates) mag
manchem attraktiv scheinen; doch sie sind gebunden an enge Vorgaben
von Yang Juns ausländischer "International Association (IA)" mit
Sitz in Seattle USA. Sie sind keinem deutschen Verband angeschlossen
und vertreten wie Glaubensgemeinschaften eine "geschlossene
Weltanschauung". Dagegen steht der DTB e. V. für eine "offene
Weltsicht" und distanziert sich von ihnen. Er läßt seinen
Mitgliedern größtmöglichen Freiraum. Zugehörigkeit zu ausländischen
Lobby-Verbänden chinesischer Kampfkunst wie der "IA" ist oft heikel,
denn Mitgliedschaften können gravierende Einschränkungen und
Verzicht mit sich bringen. Zu den Verpflichtungen siehe den Artikel
"Yang-Chengfu-Center-Syndrom". Der DTB-Standpunkt: Bei Gründung
einer eigenen Schule sollte innere Eigenständigkeit und
Nachprüfbarkeit Priorität haben, da alle Weiterungen davon abhängen.
Jeder Lehrende sollte sich daher über seine grundsätzliche
Einstellung und seine Ziele klar werden. Er sollte sein Berufsbild
klar zuordnen zu entweder "geschlossen" oder "offen". Ersteres ist
religiös orientiert während letzteres wissenschaftlichen Standards
folgt und in Gesundheitsbildung / Erwachsenenbildung alternativlos
ist. Mittelwege wären irreführend, denn sie fördern Intransparenz,
Verwechslungen und Unsicherheit, Quelle:
Yang
Chengfu Tai Chi Center Berlin Köln.
Review:
Tai Chi Ausbildung
Berlin Köln Kiel
Siegen Bremen
Tai Chi Ausbildungen
sind für
DTB-Geschäftsführer
Dr. Stephan Langhoff
allzu oft intransparente
Mixturen. Der
Experte beschreibt
die gegenwärtige
Situation:
Tai Chi Ausbildung
Berlin Köln Kiel
Siegen Bremen.
Anmerkungen Yang-Familie und westliche Erwachsenenbildung
Reprinted from Journal 25, 10th Anniversary Issue, Summer
2009
()
At one of the first government sponsored traditional martial
art competitions in Beijing, in 1952, Chen Fake was invited to
attend, as one of the judges.The famed Wu Tunan (also known as the Northern Star of
Taijiquan) was in charge. A discussion came up, with regards to
categorization of styles, leading to a great deal of controversy
as to where Chen Style Taijiquan belonged. Some suggested that
it belonged to the External Division. At the time, the slow and gentle nature of Yang style
Taijiquan was considered the standard of Taijiquan. What Chen
Fake practiced certainly did not fall fall into this category.
Others countered that it is, after all, called Chen Style
Taijiquan, so it should be included as part of the Internal
Division. Master Wu Tunan did not concur. He felt that Chen
Style should be treated as an external style, similar to
Shaolin. Someone turned to Chen Fake, Master Chen, you are the
standard bearer of the Chen Family, is it external or internal?>
http://practicalmethod.com/2012/02/from-the-archives-of-www-chenzhonghua-org-the-article-what-is-in-a-name/
(5)
Yang Zhenduo, Ur-Enkel von Yang Luchan in der amerikanischen DVD-Broschüre
zitiert nach der DVD-Hülle vom Besuch
Yang
Zhenduo in Hamburg
Brief History of the Yang Family and Evolution of the Yang Style of
Taijiquan
The founder of Yang style taijiquan, Yang Luchan, was
born in Yongnian County, Hebei Province, in 1799. He learned
taijiquan from the Chen family in Chenjiagou in the early 1800s.
Upon his retum to Yongnian, he became famous for his skill, and
eventually he went to Beijing to instruct many nobles of the Qing
dynasty. Because he overcame many challengers, throwing them to the
ground without injuring them, he was given the nickname "Yang the
Invincible." This same title was given to his son Yang Banhou.
To
help popularize taijiquan, Yang Luchan gradually deleted from the
sequence of movements some difficult actions such äs jumps and leaps
and vigorous punches and kicks. p>
His third son Yang Chienhou made
further revisions, and this series became known äs "Medium Frame"
taijiquan.
Later the form was further developed by Yang Chengfu,
the third son of Yang Chienhou, into the present style, known äs
"Large Frame" because of its extended postures. The style of Yang
Banhou is known äs "Small Frame."
()
()
There are many other schools of martial arts. Although there
are differences in style, they do not go beyond strength bullying
weakness and slowness giving way to speed, the strong beating the
weak and slow hands yielding to fast. All of this is native physical
endowment and has noting to do with what is acquired through serious
study.
Source: Wang Tsung-Yueh’s Treatise on Taiji Quan ‘Yang Family
Secret Transmissions’. Compiled and translated by Douglas Wile
Andere Fassung:
(9)
All of them deliver a “keynote” speech, each
presenting major components of his style and revealing his personal
insights into tai chi chuan’s philosophy and unique precepts. All
the styles are linked by shared characteristics, by history, and by
a common philosophy, into one “family” of Tai Chi Chuan.